2018/09/18

Gut besucht trotz Marktschwäche in China

All China Leather Exhibition in Schanghai mit weniger Austellern. Im Vorfeld der diesjährigen Ledermesse in Schanghai, die in diesem Jahr ihr 20­jähriges Bestehen feierte, hatten die Pessimisten wegen der ungewissen Entwicklung des chinesischen Marktes bereits Untergangsstimmung verbreitet. Tatsächlich war die Zahl der Aussteller in diesem Jahr niedriger, aber schlussendlich konnte sich der Besuch doch sehen lassen. Fazit: Deutlich besser als erwartet.

20 Jahre All China Leather Exhibition (ACLE), 30 Jahre chinesischer Lederindustrieverband CLIA: Grund genug zum feiern auf der diesjährigen ACLE, die vom 29. bis 31. August im Shanghai New International Exhibition Centre über die Bühne ging. Höhepunkt war dabei ein Gala­Dinner im Kerry Hotel am Abend des ersten Messetags, an dem noch einmal einige Highlights der gemeinsamen Erfolgsgeschichte beleuchtet und viel Aussteller, die seit der ersten Messe mit von der Partie sind, geehrt wurden.

Die Feierlaune wurde aber durch die aktuelle Marktentwicklung in China ein wenig in Mitleidenschaft gezogen. Seit der APLF Mille März hatten die Preise für Rohware deutlich nachgegeben, wenn sie auch zur ACLE immer noch ein Stück weit von den Tiefstwerten entfernt waren, die sie während der Weltfinanzkrise 2008/2009 erreicht hatten. Ursachlich dafür sind nach wie vor das Überangebot an Rohware auf der einen Seite sowie die schleppende Ledernachfrage, vor allem Im Bereich Schuhoberleder. Was vielen in Schanghai schmerzlich bewusst wurde ist, dass ­ zumindest momentan ­ auch sinkende Lederpreise im preisaggressiven Schuhbereich nicht zu einem Wiederanziehen der Ledernachfrage führen.

lmmerhin: Der Bereich Automobilleder läuft noch gut. Für 2017 wurden in China und in vielen anderen wichtigen Märkten neue Rekordverkaufszahlen gemeldet. Auch beim Möbelleder gingen die Geschäfte bis Ende April gut. Seit Mai jedoch gab es hier ebenfalls Einbrüche und während der ACLE richteten sich sorgenvolle Blicke auf den neuen Handelskrieg, den der arnerikanische Präsident Donald Trump angezettelt hat. Was passiert, wenn US­Einfuhrzölle auf in China produzierte Möbel eingeführt werden? Denn diese gehen zum überwiegenden Teil in den USA-Export.

Zur 20. ACLE war der internationale Ausstellungsbereich auf zwei Hallen reduziert worden: In der ersten Halle E1 präsentierten sich die Anbieter von Rohware und Leder, in der zweiten Halle E2 die Hersteller von Gerbereichemikalien und -maschinen. Die Neuaufplanung hatte der Messe zweifelsohne gut getan, nachdem im vergangenen Jahr die Leerflächen ein akzeptables Mass Überschritten hatten. Jetzt wirkte die Messe wieder kompakter, wobei in Halle E1 noch immer einige Leerflächen von kurzfristig abgesagten Beteiligungen kündeten. Auch wenn es hier wieder etliche Neuaussteller gab, so hatten sich doch einzelne Firmen aufgrund der schwierigen Marktsituation in China gegen eine Beteiligung an der ACLE entschieden oder aber ihre Standgrössen reduziert.

Das eigentliche Herz der Messe schlug aber zweifelsohne in der Halle E2: Speziell die Stände der Chemikalienlieferanten waren vom Morgen des ersten Messetags an gut frequentiert, viele Aussteller beurteilten den Messebesuch besser als im Vorjahr. Das zeigen auch Zahlen des Veranstalters.: lnsgesamt wurden 22 345 Fachbesucher gezählt, von denen 3435 aus dem Ausland (inklusive Hongkong) kamen.

Auf der diesjährigen ACLE stellten 1087 Aussteller auf einer Ausstellungsfläche von 92 000 Quadratmetern ihr Angebot aus dem und für den chinesischen Ledersektor aus. Rund vier Fünftel davon stammten aus China, die stärksten Gruppen ausländische Aussteller kamen aus Italien, den USA, Brasilien, Indien und Deutschland. Den schon traditionellen deutschen Pavillion gab es in diesem Jahr nicht, was unter einigen Messebesuchern für Verwirrung sorgte. Das Regelwerk für die Bewilligung einer Gemeinschaftsbeteiligung unter deutsche Flagge war verschärft worden, weshalb schlussendlich nicht die benötigten Ausstellerzahlen erreicht werden konnte. Nun präsentierten sich die Firmen wie Trumpler, Heusch oder Gulec an individuellen Ständen oder auch - wie im Falle von Heim Units - als Unteraussteller auf dem Cromogenia-Stand.

Wichtig: Für das kommende Jahr 2019 wurde wieder ein vom Bundeswirtschaftsministerium geförderter deutscher Pavillion genehmigt, für den sich lnteressenten möglichst frühzeitig voranmelden sollten. Aufgrund der Umstrukturierung der chinesischen Lederindustrie und der stärkeren Orientierung an strengeren Umweltrichtlinien gibt es zum Beispiel für Firmen aus der Chemie und dem Gerbereimaschinenbau nach wie vor interessante geschäftliche Perspektiven. Nähere Auskünfte zum deutschen Pavillion auf der ACLE 2019 gibt es bei der zuständigen Vertretung der APLF unter der Telefonnummer +49 (0)611 71 68 741.

Anlässlich einer Pressekonferenz am Eröffnungstag der ACLE informierte der Vorsitzende des chinesischen Lederindustrieverbands CLIA, Li Yuzhong, über die aktuelle Entwicklung des chinesischen Ledersektors im ersten Halbjahr 2018. Die angegebenen Zahlen bezogen sich dabei wieder nur auf Unternehmen, die einen Jahresmindestumsatz von drei Millionen US-Dollar erreichten. Die Umsätze für den Gesamtsektor sind nach den Worten von Li Yuzhong um 4,3 Prozent auf 87,1 Milliarden US-Dollar gestiegen, wobei sich die Wachstumsrate gegenüber dem entsprechenden Vorjahreszeitraum um 2,3 Prozent reduziert habe.

Unterschiedlich entwickelten sich dabei die einzelnen Bereiche des Ledersektors. Die Lederproduktion reduzierte sich in den ersten sechs Monaten des Jahres um 11,4 Prozent auf 310 Millionen Quadratrneter. Die Schuhproduktion hat sich hingegen laut den Worten von Li Yuzhong um 3,2 Prozent erhöht auf rund zwei Milliarden Paar. Die Produktion von Lederbekleidung reduzierte sich um 0,9 Prozent auf 32,17 Millionen Stück, die Herstellung von Pelzartikeln sank um sechs Prozent auf 1,34 Millionen Stück.

Bei der CLIA sieht man die Branche nach wie vor in einer Konsolidierungsphase. Firmen, welche die hochgesteckten Umweltauflagen der chinesischen Regierung nicht zu erfüllen in der Lage sind, würden in den nächsten Monaten geschlossen. Momentan hat man dabei die nördliche Provinz Hebei in den Fokus genommen, dort wurden jüngst bereits etliche kleinere Gerbereien geschlossen. Dank technischer lnnovationen, neuen Technologien und Maschinen werde sich aber Chinas Leder- und Schuhindustrie für die Zukunft wieder auf einen positiven Kurs begeben, zeigte sich Li Yuzhong überzeugt. Das werde sich jedoch im zweiten Halbjahr 2018 vermutlich noch nicht wesentlich auswirken, wo allenfalls niedrige Wachstumsraten möglich seien.

Magazine: Pro-Leder 5/2018